Ein Dackel, ein Turnschuh und Freiheit in den Wolken
Gestern haben wir uns vom lebhaften und anschaulichen Städtchen Queenstown aufgemacht, um den berühmten Milford Sound zu erkunden. Unsere Unterkunft bot uns eine wundervolle Aussicht auf den Lake Manapouri – ein wahres Juwel in der Nähe von Te Anau. Wusstet ihr, dass der Lake Manapouri als einer der schönsten Seen Neuseelands gilt? Er ist nicht nur für seine atemberaubende Landschaft bekannt, sondern auch für die beeindruckende Unterwasserwelt und die zahlreichen Wanderwege, die ihn umgeben. Ein Paradies für Naturliebhaber und solche, die es gerne werden wollen!
Unsere Reise begann mit einem herzlichen Empfang – und zwar nicht nur von unseren Vermietern, sondern auch von ihrem Dackel. Ja, dieser kleine, aber feine Vierbeiner hatte es sich zur Aufgabe gemacht, uns in unserer neuen Ferienwohnung zu begrüßen. Mit einem Blick, der sowohl Neugier als auch eine gewisse Überlegenheit ausstrahlte, kam er schnüffelnd auf uns zu. Nach einer ausgiebigen Streicheleinheit, schien er sich zu denken: „So, jetzt kenne ich euch, aber jetzt wird’s ernst!“
Kaum hatten wir uns umgedreht, schnappte er sich Gunthers Turnschuh – und das war der Moment, in dem er unseren Urlaub in eine wilde Verfolgungsjagd verwandelte. Ich hätte nie gedacht, dass ein Dackel mit einem Körperbau, der eher an einen kleinen Wurstkörper erinnert, so schnell sein kann! Mit seinen kurzen Beinen und dem langen Körper schoss er über die Wiese, als hätte er einen geheimen Turbo-Boost aktiviert. Ich hinterher, schnaufend und mit dem Gedanken, dass ich vielleicht doch ein bisschen mehr joggen hätte sollen.
Das Pferd auf der benachbarten Wiese hielt inne und schaute uns mit einem Ausdruck an, der zwischen Belustigung und Verwirrung schwankte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich mehr über meine Ausdauer gelernt habe, als ich je wollte, kam unser Vermieter mit einer Tüte Leckerlis zur Rettung. Mit einem geschickten Wurf lenkte er den kleinen Schelm ab, und ich konnte den Turnschuh zurückerobern. Triumphierend hielt ich das Schuhwerk in die Höhe, als wäre es der heilige Gral. Der Dackel hingegen schaute mich an, als wollte er sagen: „Das war nur ein kleiner Vorgeschmack, mein Freund. Du bist hier nur zu Besuch!“
So endete unser erster Tag mit einem kleinen Abenteuer, das uns nicht nur den Turnschuh, sondern auch ein Lächeln auf die Lippen zauberte.
Da wir bereits wussten, dass uns schlechtes Wetter bevorstand, hatten wir uns für den Morgen eine Fahrradtour vorgenommen – natürlich nur bis der Regen einsetzt. Das ging allerdings gründlich schief. Unser Vermieter war so nett, uns zwei E-Bikes zur allerdings nur als normale Fahrräder zu fahren waren. Ich sage euch, die Sättel waren so hoch, dass ich mich fühlte wie ein Hobbit auf einem Riesenrad! Und die Räder waren schwer – ich hätte schwören können, sie wären aus Blei! Vielleicht waren sie auch aus dem Material, das man für die Herstellung von Ankern verwendet.
Trotz aller Widrigkeiten starteten wir voller Elan. Doch nach wenigen Minuten auf der Schotterstraße machte sich mein Alter bemerkbar. Ich glaube, je älter ich werde, desto ängstlicher werde ich auch. Es ging bergauf und bergab wie in einem schlechten Actionfilm, und nach 2 km war ich am Ende meiner Kräfte. Mir hing die Zunge aus dem Hals, mein Puls lag bei 160 und ich fühlte mich, als hätte ich einen Marathon ohne Training absolviert. Also beschlossen wir, die Tour abzubrechen. Zurück zum Ausgangspunkt, Fahrräder abgeben und eine Verschnaufpause einlegen – die alte Frau musste sich erst mal sammeln!
Nach einer kurzen Erholungspause entschieden wir uns, doch zum Milford Sound zu fahren. Dafür braucht man mit dem Auto etwa 2 Stunden. Wie vorhergesagt, fuhren wir direkt in den Regen hinein. Die Natur auf dem Weg war gewaltig – ich kann mir nur vorstellen, wie überwältigend es bei schönem Wetter sein muss. Die Berge lagen tief in den Wolken, und ich dachte mir: „Die Freiheit über den Wolken ist auch in und unter den Wolken wohl grenzenlos.“
Wissenswertes mit einem Augenzwinkern:
Der Milford Sound, oder wie die Einheimischen sagen, „Piopiotahi“ (was sich anhört wie ein Zauberspruch aus einem Kinderbuch), ist im klassischen Sinne ein Fjord. Er entstand durch Gletscherbewegungen, die sich wie ein riesiger Kühlschrank über die Landschaft schoben, und durch den ansteigenden Meeresspiegel das Tal überflutete. Die ersten europäischen Siedler waren ein bisschen verwirrt und bezeichneten alles als „Sounds“, obwohl das eigentlich nur für von der Seeseite her geflutete Flusstäler gilt. Man könnte sagen, sie hatten einfach keine Ahnung, was sie taten – vielleicht waren sie nach einer langen Seereise einfach zu müde, um die richtige Terminologie zu verwenden!
Geologisch gesehen ist der Milford Sound ein echter Rockstar, denn direkt vor dem Eingang liegt die Alpine Fault – eine Verwerfung, die sich wie ein riesiger Riss im Boden erstreckt. Das ist das Ergebnis von zwei Platten, die sich wie zwei streitende Nachbarn verhalten, die ständig aneinander rütteln. Und das hat die Neuseeländischen Alpen hervorgebracht, die sich stolz um den Milford Sound gruppieren.
Für die südliche Westküste Neuseelands sind die ergiebigen Regenfälle typisch – man könnte sagen, es regnet hier mehr als in einem deutschen April! Der Milford Sound ist auch für seine beeindruckenden Wasserfälle bekannt. Die bekanntesten sind die Stirling Falls und die Bowen Falls, die sich wie zwei schüchterne Stars in einem Film verstecken, wenn das Wetter nicht mitspielt. Lange bevor die ersten europäischen Siedler hier auftauchten, waren die Māori bereits am Fischfang und auf der Suche nach dem begehrten Pounamu (Jade). Sie glaubten, dass der Fjord von Tu-te-raki-whanoa, einem göttlichen Wesen, erschaffen wurde. Ich frage mich, ob das göttliche Wesen auch mal einen Regenschirm dabei hatte!
Der Milford Sound wird also auf die Bucket List für unseren nächsten Neuseeland-Urlaub gesetzt. Ich kann es kaum erwarten, die majestätischen Fjorde bei Sonnenschein zu sehen – vielleicht mit einem E-Bike, das auch wirklich ein E-Bike ist! Morgen geht es weiter nach Dunedin. Ich hoffe, die Fahrräder dort sind ein bisschen freundlicher zu mir! Vielleicht finde ich ja auch einen E-Bike-Verleih, der die Sättel auf Hobbit-Höhe einstellt. Bis dahin bleibt mir nur, die Wolken zu umarmen und auf bessere Zeiten zu hoffen!









