Dunedin – Architektur

 

Nach einem wirklich leckeren Frühstück imStarfish  Café, das wie ein Meisterwerk aus Avocado, Schafskäse und einem perfekt pochierten Ei auf dem Teller thronte, gepaart mit einem Kaffee, der so stark war, dass er wahrscheinlich einen kleinen Elefanten hätte aufwecken können, machten wir uns auf den Weg ins Zentrum von Dunedin. Schließlich mussten wir der Architektur dieser Stadt die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdient – und das ganz im Namen der Gerechtigkeit!

Unser erster Halt war die First Church of Otago. Diese Kirche ist nicht nur ein Ort der Anbetung, sondern auch ein architektonisches Meisterwerk, das von Robert Lawson, einem schottischen Architekten, entworfen wurde. Lawson hatte das große Glück, den Zuschlag für den Bau zu bekommen, nachdem er seine Entwürfe unter dem Pseudonym „Presbyter“ eingereicht hatte. Die Kirche wurde auf einem ehemaligen Hügel errichtet, und um das zu ermöglichen, mussten Hunderte von Sträflingen den Hügel um 12 Meter abtragen. Obwohl die Kirche 1873 eröffnet wurde, war sie erst 1875 fertiggestellt. Und wie es der Zufall wollte, stellte Lawson kurz vor der Eröffnung fest, dass der Turm 4,50 Meter zu kurz war. Ich kann mir vorstellen, dass er in diesem Moment gedacht hat: „Oh nein, das ist nicht das, was ich im Entwurf vorgesehen hatte!“ Also ließ er die Spitze abtragen und neu errichten – ein bisschen wie beim Friseur, wenn man merkt, dass der Haarschnitt nicht ganz so gelungen ist.

Leider war die Kirche innen „under construction“, was bedeutet, dass wir nicht die Gelegenheit hatten, die Innenräume zu bewundern.

Aber keine Sorge, Dunedin hat noch mehr zu bieten! In unmittelbarer Nähe befindet sich die St. Paul’s Cathedral im Oktagon.  Mit einer Fläche von etwa 8,6 Hektar ist es das pulsierende Herz von Dunedin und ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Umgeben von historischen Gebäuden, Cafés und Geschäften, bietet das Oktagon eine lebendige Atmosphäre, die zum Verweilen einlädt. Hier wurde 1854 der Status des Stadtzentrums gesetzlich verankert, und es gibt sogar eine Regelung, die besagt, dass innerhalb des zentralen Bereichs keine neuen Gebäude errichtet werden dürfen – mit Ausnahme von Brüstungsmauern und Zäunen. Das sorgt dafür, dass der Platz stets offen und einladend bleibt. Man könnte sagen, das Oktagon ist der perfekte Ort, um einen Kaffee zu genießen, während man die vorbeigehenden Menschen beobachtet oder einfach nur die Architektur der Umgebung bewundert.

 

Das Land für die St. Paul’s Church wurde von einem Robbenjäger und Walfänger namens Johnny Jones zur Verfügung gestellt. Innen ist sie minimalistisch und modern gestaltet – wahrscheinlich, damit die Leute nicht abgelenkt werden, während sie beten. Es scheint fast so, als hätte man sich entschieden, die Architektur in den Hintergrund zu stellen, um den Fokus auf das Wesentliche zu lenken: die Gemeinschaft und den Glauben.

Nach den zahlreichen geistlichen Erlebnissen führte unser Weg zur Railway Station, einem Durchgangsbahnhof, der mit seinem beeindruckenden Bahnhofsgebäude ein echtes Wahrzeichen der Stadt ist. Auch wenn die Station ihre Bedeutung für den Personenverkehr verloren hat, ist sie nach wie vor in Betrieb. Die Taieri Gorge Railway, die größte Touristeneisenbahn des Landes, hat hier ihren Ausgangs- und Startpunkt. Der Bahnsteig misst stolze 450 Meter und gehört zu den längsten des Landes. Gut vorstellbar wie Reisende hier stehen und die schöne, ruhige Atmosphäre des Bahnhofs genießen, während sie auf ihren Zug warten. In dieser entspannten Umgebung könnte man fast vergessen, wie lange die Wartezeit tatsächlich ist.

 

 

 

 


Nach all diesen kulturellen Eindrücken war es Zeit für einen kleinen Einkauf im Woolworths, dem Supermarkt schlechthin in Neuseeland. Gleich hinter dem Eingang fiel mir ein Stand mit Obst auf, an dem ein Schild prangte, das verkündete, dass Kinder sich hier kostenlos bedienen dürfen. Ich konnte nicht anders, als mir vorzustellen, wie die Kinder mit einem Obstkorb voller Äpfel und Bananen durch den Laden rennen – das ist der wahre Grund, warum die Eltern immer wieder hierherkommen!

Dunedin hat uns wirklich gut gefallen. Die Stadt im Bezirk Otago hat einen ganz eigenen Charme, der an die hügeligen Straßen San Franciscos erinnert. Die steilen Straßen sind so schräg, dass ich mich gefragt habe, wie oft die Stadtbewohner wohl neue Bremsscheiben für ihre Fahrzeuge kaufen müssen. Zwischen den Straßen und Gassen findet man immer mal wieder beeindruckende Graffitis, die der Stadt einen kreativen und lebendigen Touch verleihen. Es ist, als ob die Wände der Stadt Geschichten erzählen und die Atmosphäre mit einem Hauch von Kunst und Individualität bereichern.

 

Die Häuser sind entweder in der klassischen amerikanischen Holzbauweise oder als stabil wirkende Ziegelhäuser gebaut, die niemals über das zweite Stockwerk hinausgehen. Sie stehen in Reih und Glied die Hügel hinauf, als ob sie sich für ein Gruppenfoto aufstellen würden.

 

So endete unser Tag in Dunedin – mit einem vollen Bauch, einem Kopf voller Architektur und einem Herzen, das für diese charmante Stadt schlägt. Wer hätte gedacht, dass ein einfacher Stadtbummel so viele Geschichten erzählen kann?